Wir haben seit gestern Abend etwas, das wir seit vier Monaten nicht mehr hatten: Gesellschaft! Zusammen mit fünf anderen Campern stehen wir in der berühmten Ochsenbauchbucht, die ich seit unserer Zeit in Kalamata auf der Liste habe, die dann aber irgendwie nie so richtig auf unserem Weg lag. Auch jetzt, nachdem wir eine Woche lang die Segnungen einer Wohnung in Messini genossen haben, hatten wir eigentlich andere Pläne: Bei Instagram folge ich seit einer Weile einem niederländischen Paar, die auch schon seit einigen Monaten in Griechenland sind und hier vom Lockdown erwischt wurden. Vor ein paar Wochen hatten die zusammen mit anderen Vanlifern einen großen Beach Cleanup an einem der langen Strände an der Westküste des Peloponnes organisiert, wer in der Nähe war, konnte kommen und mithelfen. Wir waren zu dem Zeitpunkt leider gerade an der Ostküste und deswegen zu weit weg. 250 große Müllsäcke voll Zeug, das Leute in die Landschaft geworfen haben, haben die Helfer an dem Tag gesammelt – irre viel, aber immer noch nicht genug, um den Strand wirklich sauber zu kriegen. Daher war für Sonntag Teil 2 des Beach Cleanups geplant – dieses Mal sind wir in der Nähe und beschließen spontan, die Wohnung einen Tag früher zu verlassen und mitzumachen. Nehmen Kontakt mit Marc und Loes auf, informieren uns, wann wir wo sein sollen, und sind total aufgeregt: Erstens, weil wir die Aktion toll finden und unbedingt mitmachen wollen. Und zweitens, weil wir nach so langer Zeit endlich andere Reisende treffen werden! Den ganzen Tag über wuseln wir herum, um unseren Bus startklar zu kriegen – am Abend dann die Ernüchterung: Die Aktion muss abgesagt werden, da die Region, in der der Strand liegt, an dem Abend zur „roten Zone“ erklärt wird. Zu viele Corona-Fälle, verschärfter Lockdown, der Bürgermeister der Gemeinde selbst, der auch mithelfen wollte, ruft das Orga-Team an und sagt Bescheid. Wir sind geknickt.
Und stürzen uns mit umso mehr Eifer in unseren anderen Plan: Ab Mittwoch wollen wir sechs der acht Etappen des Menalon Trails wandern. Vier Tage haben wir für die knapp 50 Kilometer und 2.800 Höhenmeter durch die verwunschene Bergwelt Arkadiens eingeplant, Unterkünfte kontaktiert, die Versorgungslage gecheckt – da keine Restaurants geöffnet sind, müssen wir uns unterwegs selbst versorgen – und auf Webcams geprüft, ob die Gegend schneefrei ist (ist sie). Montag und Dienstag wollen wir in der Nähe des Trailstarts noch zu einem Wasserfall und in einen alten Eichenwald. Als wir uns Samstagabend mit diesem Plan in der Tasche auf die Couch setzen, kommt über Instagram eine Nachricht von Kevin, der mit zum Orga-Team des Beach Cleanups gehört: Wir sind mit ein paar anderen in der Ochsenbauchbucht, kommt doch dazu. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen! Verschieben Wasserfall und Eichenwald auf irgendwann demnächst und fahren am nächsten Tag – gestern – los Richtung Westküste. Kommen im goldenen Licht des späten Nachmittags in der Ochsenbauchbucht an und werden eingesogen von dem berauschenden Gefühl, unter Menschen zu sein. Menschen, die das selbe tun, wie wir: reisen, im Bus leben, gerade Griechenland erkunden und versuchen, dem Lockdown ein Schnippchen zu schlagen. Die Sonne geht unter, von irgendwo stehen plötzlich ein Tisch, ein Laptop und Turntables am Strand, Marc legt Musik auf, jeder hat eine Flasche Bier in der Hand, ein Lagerfeuer brennt und wir stellen Fragen, hören die Geschichten der anderen, reden und lachen und tanzen. Seit unserer Abschiedsparty im September in Deutschland haben wir so etwas nicht gehabt – wir genießen jede Minute!
Heute haben wir es kein bisschen eilig. Vertrödeln den Vormittag gemütlich mit den anderen in der Sonne und hören dem Geplauder zu – Geschichten sammeln, bevor wir ab morgen wieder alleine unterwegs sind. Nachmittags machen wir uns dann zu Fuß auf den Weg hoch zur Burgruine, die über der Ochsenbauchbucht thront. So viele Bilder habe ich von hier oben schon gesehen, jetzt will ich endlich selbst über die Buchtenlandschaft in ihren ungezählten Schattierungen von Blau schauen. Und wieder einmal haut mich Griechenland mit seinen Ausblicken um: Den Strand entlang, dann über steile, grün bewachsene Pfade hinauf, überall gelbe, weiße, rote und lilafarbene Blüten im Gras. Vorbei an einer Höhle, deren eine Wand im schummerigen Licht grünlich schimmert. Noch höher hinauf über Felsen bis zur Ruine der Burg – und von dort ein 360 Grad-Panorama, mit dem alle Bilder, die ich davon gesehen habe, nicht mithalten können. Auf der Rückseite der Burg geht es anschließend wieder hinab, noch mehr Blicke, noch mehr Blau, noch mehr Blumen, kurz vor der Bucht sogar Flamingos, die mit ihren langen Beinen durch eine Lagune staksen.
Jetzt sind wir wieder unten am Bus, Nico kocht und von weiter vorne trägt der Wind die Stimmen der anderen herüber. Einen weiteren Abend werden wir die Gesellschaft genießen, morgen geht es dann nach Stemnitsa – und, wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, ab Mittwoch für vier Tage auf den Menalon-Trail.
Hurra, Kinder ist das Leben schön ❤️❤️
Wie immer ein sehr schöner Bericht über Euer großes Abenteuer mit so schönen Fotos.
Da bekommt man Fernweh und möchte das WoMo startklar machen schönen Aufenthalt und ab Mittwoch viele schöne Momente LG aus Wissel
Wir halten so sehr die Daumen, dass Ihr auch bald wieder loskönnt!! ✊✊✊
Also, wenn man bisher noch nicht neidisch war: jetzt ist man es auf alle Fälle! Diese Bucht!!!! Der Hammer! Und dann auch noch Party am Strand! Hey – mehr geht nicht!
Glückwunsch – alles richtig gemacht!