Unfassbar. Das ganze Zeug hat tatsächlich in den Bus gepasst! Als wir am Abend vor der Abfahrt alles in unserem Wohnzimmer aufgestapelt hatten, sind wir fast verzweifelt. Wir hätten nicht geglaubt, dass all die Dinge, die wir auf der Reise zu brauchen glauben, tatsächlich in unseren kleinen Bus hinein gehen. Aber es hat erstaunlicherweise doch gepasst. Sogar für unsere Mountainbikes haben wir eine Lösung gefunden: Sie liegen jetzt in einem speziellen Dachgepäckträger quer über den Solarzellen auf dem Dach und sind uns so am wenigsten im Weg. Windschnittig waren wir schon vorher nicht, daher ist die zusätzliche Dachlast kein größeres Problem.Vorgestern ging es dann los. Ich war gerade zwei Tage vorher von einem sechstägigen Tripp nach Hongkong für meinen Verlag zurück gekommen und musste noch bis mittags ins Büro – bis wir dann letzte Hand an alles gelegt hatten, getankt und startklar waren, war es 17.00 Uhr.
Der grobe Plan: Wir wollen Richtung Bosnien und das Land ein wenig bereisen, dann weiter nach Süden, am liebsten bis nach Albanien, auch wenn wir nicht sicher sind, ob unser kleiner Bus uns in den viereinhalb Wochen, die wir für diese Generalprobe unserer großen Reise haben, so weit tragen kann, ohne dass wir die ganze Zeit nur hinterm Steuer sitzen.Bis nach Würzburg schaffen wir es am ersten Abend und kommen erst um halb zehn an dem Platz an, den wir uns über die App Park4night rausgesucht hatten. Wir haben gelesen, dass man sich seine Schlafplätze immer noch bei Helligkeit suchen soll – erster Reisetag, und gleich brechen wir die erste Regel des Overlandings. Bleibt zum Glück folgenlos – wir erwischen einen wunderschönen Platz in den Weinbergen über Würzburg. Nico kocht uns noch schnell Döner und Salat, während ich jetlag-zerstört herumquengele, weil ich so müde und so hungrig bin. Gut, dass Nico so ein geduldiger Mann ist.
Nach einem Kaffee mit lieblichem Blick von unserem Weinberg herunter geht es am nächsten Morgen weiter – noch bestimmen Notwendigkeiten die Route, denn wir brauchen noch einen Ladebooster, um im Notfall unsere Versorgungsbatterie nicht nur über die Solarzellen, sondern auch über die Lichtmaschine laden zu können. Da das Teil nicht mehr rechtzeitig vor unserer Abreise angekommen ist, haben wir beschlossen, es direkt vom Hersteller abzuholen – irgendwo kurz vor Passau. Dadurch haben wir unseren ursprüngliche Überlegung, über die Dolomiten und den nördlichsten Zipfel von Kroatien nach Bosnien zu fahren, geändert: Der neue Plan ist, durch Oberösterreich nach Slowenien und von da aus dann weiter nach Bosnien zu fahren.
Der Plan hat genau einen Tag lang – nämlich bis heute früh – gehalten. Die Nacht haben wir an einem superschönen kleinen Weiher direkt hinter der Grenze zu Österreich verbracht. Dort war Zelten erlaubt und Parken auch – daraus haben wir einfach mal abgeleitet, dass wir dann auch in unserem Bus dort schlafen dürfen. Sogar eine Feuerstelle gab es, und Nico ist sofort mit seiner neuen Axt in den Wald gerannt und hat dort halbwegs trockenes Holz gesucht und ein kleines Lagerfeuer für uns gemacht. Genau das richtige gegen die kalte feuchte Nacht, wir hatten Glück und es ist trocken geblieben, nachdem es den ganzen Tag über immer wieder geregnet hatte.
Tja, und der Regen hat uns dann heute Morgen zu einer erneuten Routenänderung bewogen: Das Regenradar zeigt für die nächsten Tage nur Stark- und Dauerregen von Österreich bis hinunter an die Grenze zu Griechenland. So gern wir auf den Balkan wollen – auf dieses Wetter haben wir keinen Bock, so hartgesottene Camper sind wir noch nicht. Also neuer Plan: Wir fahren nach Italien und an der Ostküste hinunter bis nach Bari, da dann auf die Fähre nach Griechenland rüber und dann mal sehen! Für Italien ist die Wettervorhersage zwar auch nicht perfekt, aber da regnet es weniger als auf der anderen Seite der Adria. Vielleicht können wir dann ja auf dem Weg von Griechenland gen Norden noch einen Abstecher nach Bosnien machen. Für heute (es sind noch 250 Km bis dort, während ich diese Zeilen schreibe) haben wir uns einen Platz in den Bergen nahe Udine über die App gesucht – wenn wir weiterhin so viel Glück haben mit der Wahl unserer Stellplätze, bleiben wir vielleicht mal ein oder zwei Tage.
Nach zwei Nächten in freier Wildbahn wird dann auch das Thema Dusche mal langsam relevant: Wir sind ja die totalen Anfänger, und nachts einfach irgendwo zu stehen und zu schlafen ist schon aufregend genug – dann morgens neben dem Bus zu strippen und sich zu waschen, wenn jeden Moment ahnungslose Spaziergänger mit ihren Hunden vorbeikommen können – und das zudem bei sechs Grad Außentemperatur – ist auch erstmal ungewohnt. Bisher hatten wir Glück und an beiden Orten ein Dixiklo (keine Ahnung, warum mitten auf einem Weinberg ein Dixiklo steht, aber wir haben es gefeiert!), das „How to shit in the woods“ mussten wir also noch nicht praktizieren. Aber man darf ja auf Dauer nicht schlampig werden mit der Körperpflege, und Katzenwäsche ist spätestens nach ein paar Tagen keine alleinige Option mehr. Wir haben einen Duschsack mit Pumpe an Bord – mal sehen, wann und wo der zum ersten Mal zum Einsatz kommt. Ein Sprung in den See oder Fluss ist bei diesen Temperaturen jedenfalls noch viel weniger eine Option. Wir halten es mit unserem Mantra, das unser Weltreise-Vorhaben von Anfang an begleitet hat: „We’ll cross that bridge when we get there“.