Die Redwood-Wälder an der Küste Nord-Kaliforniens sind magische Orte. Wir wandern zwischen ihren hohen, schnurgerade gen Himmel wachsenden Stämmen und fühlen uns wie in einer Kathedrale. Eine beinahe sakrale Stille umhüllt uns: Die Bäume schützen sich mit einem Stoff in der Rinde, der sie für Insekten unattraktiv macht. Keine Insekten = kaum Vögel = Ruhe im Wald. All das leuchtende Grün mit lauter Sonnentupfen dazwischen, die urwaldartige Üppigkeit von wucherndem Farn am Boden und dekorativ herabhängendem Moos an den Ästen und die zum Teil fast 100 Meter über uns schwebenden Baumkronen geben uns das Gefühl, in einem Märchenwald gelandet zu sein. Bis zu 2.000 Jahre alt werden manche von den Baumriesen. Wenn der Mensch sie lässt. Nur fünf Prozent der Redwood-Bestände, die Ende des 19. Jahrhunderts Kalifornien und Oregon bedeckt haben, existieren heute noch. So groß war der Bedarf an Bauholz im 19. Jahrhundert, als die ersten Siedler die Pazifikküste erreichten, Häuser, Städte und Eisenbahnen bauten, dass die unglaublich langen und gerade gewachsenen Stämme ihnen gerade recht kamen. Bis einige Bürger gegen den Raubbau protestieren und begannen, sich für die Riesen einzusetzen. Heute werden sie in einem National- und drei State-Parks geschützt, dem so genannten Redwood Empire. Uns kommen die friedlichen Haine vor wie Oasen, eine kühle, grüne Atempause, bevor wir weiter nach Oregon in Richtung Landesinnere reisen – und damit zurück in die Hitze des Hochsommers.