Und schon ist wieder ist alles anders – so schnell kann’s gehen… Gestern Abend, als ich noch eine Karaffe Wein aus dem Restaurant auf dem Campingplatz holen gehe, läuft im Hintergrund der Fernseher. Nachrichten. Der Campingplatzbetreiber nickt in Richtung Bildschirm und sagt: „Wahrscheinlich bekommen wir einen neuen Lock-Down“. Ich schaue ihn ungläubig an. Lock-Down? Aber die Zahlen bei euch sind doch gar nicht so dramatisch? Er erklärt mir, dass bereits im Frühjahr die griechische Regierung sehr frühzeitig mit sehr strikten Maßnahmen reagiert hat da das Land es sich nicht leisten kann, das Gesundheitssystem oder das Wirtschaftssystem mit massven Infektionszahlen zu überfordern. Daher lautete die Devise, lieber schnell zu handeln, um dann möglichst rasch zu einem normalen Alltag zurückzufinden. Auch die zweite Welle will man nun offenbar auf diese Weise eindämmen. Für griechische Verhältnisse sind die Zahlen in den letzten zwei oder drei Tagen tatsächlich stark gestiegen: fast 1.500 neue Fälle allein am Donnerstag. Trotzdem erwischt uns die Aussicht auf einen Lock-Down kalt. Bis eben wähnten wir uns noch im Paradies…
Das erste, was wir heute morgen nach dem Aufwachen tun, ist die Suche nach nützliche Informationen. Wir finden zwei Webseiten, die sehr aktuell in deutscher Sprache über Ereignisse in Griechenland berichten: www.griechenland-blog.gr und www.griechenland.net. Und wir erfahren, dass sich Ministerpräsident Mitsotakis noch heute im Laufe des Tages im Fernsehen an seine Bürger wenden will mit Informationen dazu, wie in den nächsten vier Wochen das Alltagsleben in Griechenland vonstatten gehen soll. Wichtigste Neuerung wird wahrscheinlich sein, dass auch Regionen, die derzeit den Status Orange haben, Ausgangsbeschränkungen hinnehmen müssen, und dass Restaurants, Kneipen, Theater, Kinos und sonstige Freizeitangebote dort geschlossen sein werden (nicht aber Schulen, im Grunde also ganz ähnlich wie das, was auch die deutsche Regierung gerade für unser Heimatland entschieden hat). Für uns wichtig: Wenn man in einer orangefarbenen oder roten Region ist, darf man aus dieser nicht in ein anderes Gebiet reisen. Wir müssen also dafür sorgen, dass die Regionen, in denen wir uns in den kommenden vier Wochen aufhalten, den Status Grün oder Gelb haben – und behalten. Keine leichte Aufgabe. Eigentlich wollten wir von der Westküste aus ins Landesinnere fahren und dort in den Bergen wandern gehen. Die Wettervorhersage für die nächsten zwei Wochen ist traumhaft stabil, das erschien uns als gute Voraussetzung dafür, den Norden von Griechenland zu entdecken. Diese Areale sind allerdings auf der Corona-Karte der griechischen Regierung tiefrot.
Den ganzen Tag überlegen wir hin und her, dann halten wir zumindest für heute den Gedanken fest, uns direkt Richtung Süden zu bewegen. Auf dem Peloponnes sind die meisten Regionen gelb, einige noch grün. Orange oder rot gibt es dort bisher nicht. Die Maßnahmen, die der Ministerpräsident heute ankündigen will, sollen zunächst für vier Wochen gelten, deswegen hoffen wir, mit dem Südwesten bzw dem Peloponnes eine gute Wahl zu treffen. Man kann es dort mit Sicherheit wunderbar für vier Wochen aushalten, selbst wenn überall Ausgangssperren herrschen SOLLTEN (was die Regierung nach eigener Aussage unbedingt verhindern möchte, daher die frühen und gezielten Lock-Downs nur in den besonders betroffenen Regionen), könnten wir uns dort eine Ferienwohnung nehmen und warten, bis der Spuk vorbei ist. Ob wir dann vom Norden noch etwas zu sehen bekommen, können wir jetzt noch nicht einschätzen: Dort wird der Winter zum Teil recht streng, kann sein, dass das im Dezember oder Januar dann eher keine gute Idee mehr ist. Aber so dürfen wir natürlich im Moment nicht denken, unsere touristischen Wünsche rangieren ganz klar hinter den Sicherheitserwägungen.
Mal sehen, was der Stand der Dinge ist, wenn wir morgen aufwachen. Bisher zumindest hat sich der griechische Ministerpräsident noch nicht zu Wort gemeldet: Ich habe den ganzen Tag das Internet belauert, aber noch gibt es keine Neuigkeiten. To be continued…