Bauchgefühl

Seit Wochen zerbrechen wir uns die Köpfe in dem aussichtslosen Versuch, ein multidimensionales Puzzle zu lösen: Wie soll unsere weitere Reiseroute aussehen? Durchforsten Reiseführer und befragen das Internet, beraten uns mit anderen Reisenden und brüten über Landkarten. Versuchen, ein sinnvolles Bild aus den ganzen Einzelteilen zu legen: Hitze und Braunalgen auf Yucatan, die nahende Regenzeit und die damit einhergehende Hurricane Season in Lateinamerika, die Jahreszeiten auf der Südhalbkugel, das sehr kleine Zeitfenster, innerhalb dessen sich unser Fernziel Patagonien ohne Schnee- und Eismassen bereisen lässt, mögliche Verschiffungshäfen und -kosten, Sicherheitsfragen und so weiter, und so weiter. Und wenn touristische Wünsche da auch noch irgendwie reinpassen würden, wäre das ja vielleicht ebenfalls ganz nett. Jedes Mal, wenn ich mich an das Puzzle setze, raucht mir nach zwei Stunden der Kopf – und ich bin trotzdem keinen Schritt weiter. Irgendwas passt immer nicht oder fühlt sich nicht gut an, sowohl der zeitliche als auch der räumliche Planungshorizont liegen einfach in zu weiter Ferne. Habe ich mir bisher eingebildet, das Thema Reiselogistik einigermaßen drauf zu haben? Nun, das hier erweist sich als Endgegner.

Irgendwann steht plötzlich die Frage im Raum: „Und was, wenn wir den Sommer einfach zuhause ln Deutschland verbringen?“ Völlig verrückt eigentlich – aber der erste Gedanke, der sich in diesem ganzen Planungs-Tetris wirklich gut anfühlt! Wir lassen das zwei Stunden sacken – dann geben wir dem Bauchgefühl nach und buchen den Heimflug. Mag sein, dass wir das Routen-Problem damit nur verschieben. Vielleicht ergeben sich so aber auch einfach ein paar neue Möglichkeiten? Die Hitze-/Braunalgen-Kombi auf Yucatan sowie die Regenzeit in Lateinamerika sitzen wir damit auf jeden Fall aus. Und unsere weiterhin latent in unseren Hinterköpfen herumlungernde Reisemüdigkeit garantiert auch!

Jetzt freuen wir uns wie Bolle auf den Frühling und den Sommer zuhause im grünen Deutschland! Auf frisch gezapftes Pils und Vollkornbrötchen, auf 20 verschiedene Käsesorten und vegetarische Wienerwürstchen, auf Straßen ohne Bremshügel (in Mexiko sorgt alle paar Meter ein so genannter Tope dafür, dass keinesfalls sowas wie ein Flow beim Fahren entsteht…) – und am allermeisten auf Zeit mit Familie und Freunden! Und irgendwann im Oktober oder so geht es dann weiter in Mexiko, mit oder ohne Plan, das werden wir dann sehen.

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