Aufladen

Heckklappe auf, Sonne im Gesicht und Meeresrauschen in den Ohren – besser geht’s nicht! Der Mann kocht Kaffee und wir beschließen, endlich mal einen Tag nicht zu fahren sondern zu bleiben. Die kleine Bucht etwas südlich von Igoumenitsa gehört uns seit gestern Mittag quasi alleine, wir teilen sie nur mit einer zarten, vornehmen Katze, und ab und zu schaut der Betreiber der kleinen Strandbar vorbei, die nebenan steht und noch vorsaisonal fest verschlossen ist.

Ein Tag Pause – ein Traum nach fast 2.500 Km Flucht vor Kälte und Regen. Wir müssen mal kurz unsere Batterien wieder aufladen – im übertragenen Sinne wie im Wortsinn. Die vielen grauen Tage haben unsere Solarzellen in die Zwangspause geschickt, der Mann wird nervös bei nur noch 44% Ladestand. Der Bus muss in die Sonne! Leider gibt es auf unserem olivenbaumbeschatteten Plätzchen keine. Also alles einräumen und ab ins bezaubernde Örtchen Sivota ca. 400 Meter die Straße rauf. Da am Straßenrand geparkt – und jetzt muss die Sonne ein paar Stunden ihren Job machen. Macht sie. Wir trinken Cappucino in einem netten Café und gehen dann – endlich mal Gehen nach der ganzen Sitzerei!! – zu einem winzigen Strand, von dem aus man durch das knietiefe Wasser auf die gegenüberliegende Insel waten kann. Alles sieht aus, wie Griechenland aussehen soll: blitzblauer Himmel, knallrote und pinkfarbene Blüten vor steineren Häusern, Hügelketten am Horizont und davor ein Meer, das in allen Schattierungen von Blau schimmert. Wir fühlen uns wie in einer Postkarte.

Aber der schnöde Alltag ruft. Wir brauchen Wasser. Wir wollen kein Wasser in Plastikflaschen kaufen (sobald etwas Zeit ist, schreibe ich für die Rubrik „Camper-Ausbau“ noch einen Beitrag zu unserer Wasserversorgung), sondern unsere Edelstahltanks, die wir gebraucht von der Schweizer Armee gekauft haben, mit Wasser füllen, das wir aus irgendeiner öffentlich zugänglichen Quelle bekommen. Auf dem Weg vom Café zum Strand hatten wir auf einem Parkplatz einen Wasseranschluss gesehen. Als wir am Nachmittag mit unserem 10-Liter-Wassersack, in dem ein Filter alles an Schadstoffen und Mikrorganismen rausfiltert, was unsere mitteleuropäischen Systeme außer Gefecht setzen könnte, davor stehen – kommt kein Tropfen raus. Ein paar Meter weiter werkeln Männer an etwas, sie haben das Wasser offensichtlich dafür abgestellt. Mist. Ich will zu einer ein paar Kilometer entfernten Stelle, an der in unserer App eine Wasserquelle eingezeichnet ist. Nico löst es pragmatisch: Er hat gegenüber des Parkplatzes vor einer Bäckerei einen Wasserschlauch gesehen und fragt einfach, ob wir ein wenig Wasser zapfen dürfen. Wir dürfen. Wie schon so oft machen wir die Erfahrung: Wenn man freundlich fragt, sind die allermeisten Leute super hilfsbereit.

Mehr als eine halbe Stunde dauert es, bis wir etwa 30 Liter Wasser gefiltert haben – zu Hause hätten wir einfach den Hahn aufgedreht. Der Alltag dauert, wenn man so unterwegs ist wie wir. Auch unsere Batterie, die wir jetzt seit sechs Stunden in der prallen griechischen Sonne lädt, hat es nicht mal auf 80% geschafft – und die nächsten Tage werden laut Wetter-App graugraugrau. Macht nichts. Wir werden schon alles bekommen, was wir benötigen. Morgen geht es nach Albanien – also endlich mal in ein Land, das auch tatsächlich auf unserer eigentlich gedachten Reiseroute liegt!

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